Unsere Werte werden im Westen verteidigt! Das sollten wir bei aller „China Euphorie“ nicht vergessen! Neue Beziehungen sind mit den gleichen Werten zu messen!
Ed McMullen: «Amerika hat den Wert der Schweiz erkannt»
Im Gesprach mit: Ed McMullen «So gut wie kaum je zuvor» seien die Beziehungen zwischen der Schweiz und den USA, ist Ed McMullen, US-Botschafter in der Schweiz, überzeugt: Im Interview erklärt er, was das mit Donald Trump zu tun hat, weshalb ein Freihandelsabkommen mit den USA sinnvoll ist und wieso er auf Twitter verzichtet.
Robin Blanck (Text) Melina Ehrat (Bilder) Der 4. Juli – der amerikanische Nationalfeiertag – steht vor der Tür und die diplomatischen Beziehungen zwischen der Schweiz und den USA haben in den letzten Monaten eine deutliche Intensivierung erlebt.
Edward McMullen, seit zwei Jahren amerikanischer Botschafter in der Schweiz und Liechtenstein, empfängt uns zum Interview in der US-Botschaft in Bern und erklart die Gründe für die Wiederbelebung einer alten Freundschaft. Bundesrat Ueli Maurer wurde von Donald Trump ins WeisseHaus eingeladen, Mike Pompeo besuchte die Schweiz erst kiirzlich, der Abschluss eines Freihandelsabkommen zwischen der Schweiz und den USA wird erörtert.
Ist die Schweiz auf der Agenda der USA nach oben gerückt?
Ed McMullen: Seit ich in der Schweiz als Botschafter tätig bin, sind die wirtschaftlichen, personellen und diplomatischen Beziehungen mit der Schweiz zu einer Priorität geworden. Der Präsident hat mich beauftragt, die Beziehungen zur Schweiz zu stärken, und diese sind heute so gut wie kaum je zuvor.
Wie steht Präsident Trump zur Schweiz?
McMullen: Er kennt das Land, ist ihm sehr wohlgesonnen und er ist sich der geostrategischen Bedeutung der Schweiz und der Rolle als Finanzplatz bewusst. Gleichzeitig weiss er um die okonomische Rolle des Landes. Das Zusammentreffen zwischen Präsident Trump und Bundespräsident Alain Berset am WEF in Davos war ein sehr erfreulicher Auftakt, bei dem mögliche Felder der vertieften Zusammenarbeit aus- gemacht wurden, eines davon war der Bereich der Handels- und Wirtschaftsbeziehungen. Seither haben zahlreiche ermutigende Kontakte mit dem Bundesrat stattgefunden, die mich sehr zuversichtlich stimmen. Gerade auch das Treffen zwischen Donald Trump und Bundesrat Maurer war eine herausragende Möglichkeit für die Schweiz, ihre Anliegen einzubringen. Gleichzeitig bot es uns die Gelegenheit, deutlich zu machen, dass die Schweiz in unseren Augen nicht einfach ein kleines, unwichtiges Land in Europa ist. Lassen Sie es mich so formulieren: Amerika hat den Wert der Schweiz erkannt.
Wurden diese Beziehungen über die Jahre vernachlässigt, dass es dieser Stärkung bedarf?
McMullen: Das mag kein besonders diplomatisches Statement sein, aber: Ja. Wir haben in den vergangenen Jahren nicht genügend Zeit und Energie in diese Beziehung investiert, gerade auch wenn man bedenkt, dass eine halbe Million Amerikaner in wichtigen Positionen bei einer Schweizer Firma arbeitet. Wenn man bedenkt, dass die Schweiz die siebtgrösste Investorin in den USA ist. Und naturlich ist die Schweiz als Vertreterin der USA in den Beziehungen zu Iran und früher zu Kuba ein wichtiger Partner für uns. Wir tendieren dazu, die Probleme zu stark zu gewichten und die Möglichkeiten ausser Acht zu lassen.
Gerade im angesprochenen Finanzbereich war die Stimmung in den letzten Jahren nicht immer unbelastet…
McMullen: Das liegt hinter uns und ich will nun vorwartsblicken und die sich bietenden Chancen ergreifen. Eine Chance wäre ein Freihandelsabkommen.
Wo stehen diese Gespräche?
McMullen: Als ich meine Aufgabe hier angetreten habe, hatte ich dieses Thema nicht auf meiner Agenda. Ich habe aber seither im intensiven Austausch mit Wirtschaftsvertretern und Menschen aus der Bevölkerung erfahren, wie gross das Bedürfnis nach einer intensiveren Zusammenarbeit ist. Ein Abkommen wäre ein Weg, dies zu realisieren. Der Teufel liegt aber jeweils im Detail, deshalb sind wir derzeit daran, vertiefte Abklärungen zu treffen, führen aber noch keine Verhandlungen.
2006 fanden letztmals solche Gespräche statt, die aber am Thema Landwirtschaft gescheitert sind. Was ist diesmal anders?
McMullen: Ich habe mich über die damaligen Gespräche nochmals genau informiert und auch mit Bauern gesprochen, dabei bin ich zum Eindruck gelangt, dass die Schweizer Seite diese Gespräche damals nur widerwillig geführt hat. Seither hat sich die Sicht der Schweizer Bauern verändert: Es wurde erkannt, dass die Nachfrage auf dem attraktiven US-Markt nach Schweizer Qualitätsprodukten erheblich ist.
Es besteht die Befürchtung, dass die Schweizer Landwirtschaft davon schaden nehmen konnte. Was entgegnen Sie darauf?
McMullen: Es liegt nicht im Interesse der USA, den Schweizer Markt zu fluten und den Bauern ihre Lebensgrundlage zu entziehen. Den erwähnten Grundsätzen – frei, fair und gegenseitig – lebt die Schweiz bei verschiedenen Bereichen bereits nach. Das sollte auch mit den USA möglich sein.
Donald Trump betont gegenüber China das Handelsbilanzdefizit – auch die Schweiz exportiert mehr in die USA als umgekehrt. Ist das für die Gespräche hinderlich?
McMullen: Wenn wir Dienstleistungen in die Bilanz einbeziehen, ist sie ausgeglichen. Ich bin überzeugt, dass in diesem positiven Handelsumfeld ein Freihandelsabkommen für beide Seiten vorteilhaft wäre.
Wenden wir uns der europäischen Politik zu: Die Spannungen zwischen den USA und Russland nehmen wieder zu. Stehen wir vor einer Rückkehr des Kalten Krieges?
McMullen: Nein. Wir haben es bei Donald Trump mit einem Präsidenten zu tun, der eine ehrliche und klare Aussenpolitik verfolgt. Das ist ein riesiger Vorteil für die Welt, denn niemand muss sich mit Vermu- tungen begnügen, sondern jedermann weiss genau, wo der Präsident steht. Er verteidigt die Interessen der USA und der freien Welt.
Das institutionelle Rahmenabkommen sorgt für Diskussionen in der Schweiz, weil es das Land starker an die EU-Gesetzgebung binden würde. Was würden Sie der Schweiz in dieser Frage raten?
McMullen: Ich verfolge diese Diskussion mit Interesse und viel Respekt für die bewundernswerte Liebe des Schweizer Volkes zur Eigenständigkeit. Wenn ich auf den Umgang des Schweizer Volkes mit solchen Fragen zurückblicke, habe ich vollstes Vertrauen, dass auch hier die richtige Entscheidung für das Land getroffen wird…………